Rainer Beßling über Arnd Greten 2014

Im Angesicht von Schmerz und Schrecken.

Zur Kunst von Arnd Greten



Ein Mann kauert tief gebeugt mit dem Rücken an der Wand, das Kinn zwischen die Knie gelegt, die Augen geschlossen. Die Mundwinkel sind tief heruntergezogen, eine Hand ist an die Stirn gelegt. Grübelnd rotiert er reglos in Gedankenschleifen. Der Mensch in dieser Haltung ist ganz in sich selbst gefangen, starr wie das Holz, aus dem er gefertigt ist, zurückgezogen und abseits von allem äußeren Geschehen. Das Loch, in dem er gefangen sitzt, ist abgründig tief. Es saugt alle Kraft aus Körper und Geist. „The hole you‘re in“ betitelt Arnd Greten sein Werk. Die Skulptur spricht eine klare Sprache, sie wirkt authentisch. Der Künstler selbst hat in seinem Leben auszehrende Krisen erlebt und lange Täler durchschritten. Er musste tiefe Trauer und Depressionen erleiden. Die plastische Darstellung nimmt den Betrachter gefangen. Es ist offensichtlich, dass hier nichts verdrängt und nichts beschönigt wird.



Greten stellt sich seinen eigenen Ängsten, Schmerzen und Tiefen. Er konfrontiert sich in seiner herausfordernden Kunst mit den Schrecken, die ihn im Innersten erfassen. Zum Ausdruck kommt dabei, wovor die meisten Menschen Angst haben und wovor sie zurückschrecken. Das ist neben äußeren Gefahren vor allem das eigene Ich, dem sich die meisten nicht stellen wollen. Sie haben Angst vor ihrem Spiegelbild, Angst, der Wirklichkeit der eigenen Existenz offen ins Auge zu blicken. Greten realisiert im Gegenzug inneres Leid und äußere Bedrohungen, verarbeitet sie und gibt ihnen ein Gesicht. Indem er ihnen ein Antlitz verleiht, vermehrt er den Schrecken nicht, sondern macht ihn für sich selbst und für uns Betrachter seiner Kunst greifbarer. Er bannt die Dämonen, indem er ihnen eine Gestalt gibt.



Ein Bild Gretens trägt den Titel „Wohin?“ Eine Person mit ausgebreiteten Armen im Zentrum der Komposition scheint von einer glühenden Woge davongetragen zu werden. Die Figur befindet sich inmitten einer Feuersbrunst, wie im Zentrum einer Explosion. Weitere Körper scheinen schon mitgerissen zu sein im Verlauf des Feuers. Unter anderem tritt ein drachenähnlicher Hals auf dem Kamm der Glutwalze auf. Steht die Figur für den Herd des Feuers? Der Mann hebt einen Arm an, wie um auf sich aufmerksam zu machen, wie zu einem verzweifelten Hilferuf. Die Arme verbinden sich mit der brennenden Masse und erscheinen wie Flügel. Im Vordergrund des Bildes richten Krieger mit Bögen Pfeile auf den Menschen.

Am linken Bildrand streckt eine engelsgleiche Mädchengestalt dem in der Glut Ertrinkenden die Arme entgegen. Die Geste wirkt wie ein Hilfsangebot. Auf der anderen Seite ist eine dunkle animalische Gestalt mit der gleichen Geste zu sehen. Der Protagonist dieses Bildes ist gefangen in einem Feuer, das unbestimmte Mächte in ihm und um ihn herum gelegt haben. Er ist durchgeschüttelt und hin und her gerissen zwischen Erlösung und Verderben. Hilflosigkeit und Ziellosigkeit lassen ihn lodern. Wie aus züngelnden Flammen erwachsen wirken auch andere Bilder des Künstlers. Wie aufgelöst und zersetzt zwischen innerem Feuer und äußerem Furor erscheinen die farbstarken Bildnisse seiner Protagonisten.

 

Arnd Greten richtet seinen Blick schonungslos unter die Oberflächen und schafft plastische und malerische Ansichten, die unter die Haut gehen. Er entblößt den Menschen, stellt ihn nackt und schutzlos dar. Er veranschaulicht, wie das Individuum funktioniert, zeigt es als Wesen aus Fleisch und Blut, aus Nerven und Muskeln. Damit schaut er auf die innerste Natur des Menschen, die häufig hinter einer Fassade aus Kultur und Zivilisation verborgen wird. Zur Darstellung seiner beeindruckenden Tiefenexpeditionen zu den Urgründen und Abgründen des Menschlichen bedient sich Greten unterschiedlichster Stile und Arbeitstechniken. Neben Materialien und Medien wie Malerei in Öl und Acryl, Zeichnung, Airbrush oder Computergrafiken kreiert er Skulpturen unter anderem aus Styrodur. Durch eine spezielle Oberflächenbehandlung schafft er biomorphe Körper und Massen, die von großer Eindringlichkeit und Haptik geprägt sind. Auch seine Reliefs aus Kunststoff nehmen den Blick durch ihre bewegte Plastizität gefangen. Als innovativer Künstler, der über die tradierten Grenzen der einzelnen Genres hinausgeht, zeigt sich Greten auch in der Verwendung unterschiedlicher Drucktechniken.  

 

In einem Triptychon zeigt der Künstler den Menschen als Wesen aus Körper und Geist, verbunden mit seiner Umwelt. Synapsen verkörpern den Geist, Muskelstränge repräsentieren den Körper. Formal sind beide verwandt.

Die Synapsen führen vom Herzen in den Kopf. Ist das nicht eigentlich die Schaltung, die uns im Innersten bestimmt? Wie weit sind wir durch unsere Sinne mit den äußeren Welten vernetzt, welche Ströme fahren durch unseren Körper? Welche Impulse nehmen wir auf? Wie verstehen wir die Welten in und um uns?

 

Der Künstler legt das Fleischliche frei, öffnet Blicke in die Mechanismen des menschlichen Körpers, führt uns gewissermaßen in den Betriebsraum unser Existenz. Viele Ängste entspringen dem Unterbewusstsein, sind hausgemacht. Gretens Bilder zeigen: Der Mensch ist nicht Herr im eigenen Haus. Aus Ängsten baut er seine eigene gefühlte Wirklichkeit. Der Realitätsbezug ist dementsprechend verzerrt.

 

In seinen Porträts zeigt Greten gepeinigte Menschen mit müden, leeren, leidgeprüften Augen. Gefallene Heroen, die in einen Abgrund schauen. In ihrer Leidenspose gleichen sie Christi, stellvertretend leiden sie für ihre gesamte Spezies, die immer wieder neu Schuld auf sich lädt. Doch diese  Gefallenen und Stolpernden können die Menschheit nicht erlösen. Sie können sich nicht einmal selbst befreien.  



Das Bild „Mein Spiegel“ stellt in Rot-Tönen drei Männer in unterschiedlichen Ausdrucksvarianten dar. Einer zeigt ein von Wahnsinn durchfurchtes Gesicht. Die mittlere Figur, eine Art afrikanischer Krieger, hält einen Spiegel mit einem Totenkopf in der Hand. Ein dritter scheint ein Schwert zu führen, eine Waffe, wie sie Samurai zum Suizid verwenden. Ähnlich wie in dem Bild „Die Entscheidung“ scheint es keine Option für einen Ausweg oder für einen richtigen Weg zu geben. Die Schlussfolgerung ist fatalistisch: Alle Pfade führen ins Verderben, entweder in die Selbstzerfleischung oder auch in den heroischen Tod.



Arnd Greten nimmt aber nicht nur die inneren Wunden und individuellen Schrecken in den Fokus. Er legt den Finger auch schonungslos in die Wunden der zivilen Gesellschaft. Er hält dem Betrachter die soziale Realität vor Augen, vor der dieser meist zu fliehen versucht. Er porträtiert einen Menschen, der sich gern Obrigkeiten anvertraut und keine eigene Verantwortung übernimmt. Einen Menschen, der sich in den neuen Medien selbst zum gläsernen Bürger macht. Einen Menschen, der ichbezogen nicht zuletzt durch die Kommunikationsmedien bedingt die Empathie für den nächsten verloren hat. Greten sieht die westliche Gesellschaft von Ignoranz, Gleichgültigkeit und Gefühlskälte durchdrungen. Hinter der Maske des Sozialstaates wird das Los des Schwächeren im täglichen Tun ignoriert. Nur Stärke und Status zählen in der Gesellschaft, so lautet der Befund. Dabei würde zur Selbstwertschätzung auch das Bekenntnis zu eigenen Schwächen einen wichtigen Beitrag leisten. Viele Menschen seien fremdbestimmt, unterwürfen sich den Regeln und Normen ihres Umfeldes, besäßen keine eigene Stärke, kein Zutrauen zu sich selbst, konstatiert der Künstler.

 

Erwächst aus dem Mangel an innerer Stärke nicht auch Resignation, hat hier nicht das Gefühl von Machtlosigkeit seine Wurzeln? Oder ist es schlichte Bequemlichkeit, die die Menschen daran hindert, in ihrer unmittelbaren Umgebung einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen zu leisten?

 

Die zerstörerischen globalen Ungleichgewichte und Ungerechtigkeiten hängt Greten am Schicksal der Schutzlosesten auf. Kinder spiegeln die Inhumanität der Gesellschaft in krassester Weise. Ein fast zum Skelett abgemagertes Kind hängt an dem After einer Kuh. Hier ist ein erschütterndes Foto aus dem Medienfundus aufgegriffen, das ein Kind in afrikanischer Dürre auf der Suche nach letzten Nahrungsresten zeigt. Der Künstler transformiert das Bild in eine Überflussgesellschaft und fokussiert damit umso eindrücklicher den Skandal globaler ökonomischer und sozialen Schieflagen.



Als Sinnbild für eine Schieflage in der Versorgung will Greten ein Kind sehen, das im Brutkasten gestorben ist. Mit der Apparatemedizin sowie neuzeitlichen Medikamenten und allen möglichen Konsumgütern wurde dieses Neugeborene zwar am Leben gehalten, doch es fehlte die gefühlsmäßige Zuwendung. Die Installation verweist weiter auf die Erziehung von Kindern durch Gerätschaften und Industrieprodukte, um schon im Kindesalter die Dispositionen für den späteren Konsumenten zu schaffen.

 

Stark in seiner Haltung geprägt wurde Greten durch die Lektüre von H.G. Wells‘ Roman „Die Zeitmaschine“. Darin verkörpern die Elois für ihn die willenlosen und vergnügungssüchtigen Saturierten, die von den Morlocks versorgt und gesteuert werden. Sie merken nicht, wie sie auf die Schlachtbank des Systems geführt werden. Der Künstler prangert in prägnanten und pointierten Postern die Abgestumpftheit und Gefühllosigkeit der egoistischen Spaßgesellschaft an, die sich nicht um die Schwachen und Ausgegrenzten kümmert, die wegschaut, wenn der Nächste in seinem Kummer buchstäblich ertrinkt, die mit ihrer Ignoranz den Mitmenschen in den Selbstmord treibt.   

 

In seinem künstlerischen Werk bedient sich Greten häufig eines Personals aus mythischen Welten. Engel, engelsgleiche Wesen, aber auch gefallene Engel treten als Mittler zwischen Himmel und Erde und als Protagonisten eines Kosmos auf, der das Tun der Menschen widerspiegelt. In einem Bild öffnet ein geflügeltes Wesen seine ausgebreiteten Hände, so als wolle es etwas empfangen. „Weltschmerz“ nennt der Künstler die Figur, die stellvertretend für die Menschen mit Unheil spiegelndem Gesicht offenbar um eine göttliche Gabe bittet. Um Vergebung, um Frieden vielleicht?  



Greten lässt Engel als Boten zwischen Himmel und Erde, aber auch als Mischwesen zwischen Gut und Böse auftreten. Engel der Vernichtung tragen in vielgliedriger Schraffur Stacheln als Flügel. Luziferische Engelswesen erinnern an den schmalen Grat zur Hybris. Ihr Hochmut hat sie zu Fall gebracht. Auch Menschen überschätzen sich, zeigen keine Demut mehr vor der Schöpfung. Sie haben ihren Glauben verloren und setzen sich selbst als Maßstab aller Dinge. Ein fragender Engel blickt in einem Bild auf eine Masse von sich befehdenden uniformen Menschen und konfrontiert diese durch seine Haltung mit ihrem eigenen Tun. Er stellt der Menschheit die entscheidende Frage, welche Option sie wählen wollen: Vernichtung oder Frieden?

 

Er rückt das, was Menschen weit von sich schieben, nicht nur metaphorisch und in Gestalt von Mythenwesen nahe an uns heran. Er verweist direkt auf Katastrophen, die sich nur scheinbar weit von uns entfernt ereignen. Die Sünden und Schrecken der Menschheit rücken immer näher an uns heran: Hunger, Seuchen, Armut, Terror, Krieg.



Ein schwankender „Kriegselefant“ taumelt abgekämpft. Die unschuldige Kreatur wird durch den Menschen in zerstörerische Konflikte geführt. Gerade bei einem solchen Tier wirkt die Pervertierung des aus seinem Lebensraum gerissenen Riesen umso anrührender. „Die Heimkehrer“ bilden eine uniforme Gruppe von Geschundenen mit bandagierten Köpfen, die schwer an ihrem Los zu tragen haben. In diesem Bild verdichtet sich die Anschauung der Kriegsfolgen. Der Schrecken des militärischen Kampfes hat die Menschen zerfressen und dauerhaft vergiftet. Die grüne Farbe zeichnet nur schemenhafte Figuren, Wiedergänger zwischen Tod und einer nicht mehr lebbaren zivilen Existenz.    

 

Mit „Colonel Kurtz“ rückt Greten den abtrünnigen Offizier der US-Army aus Francis Ford Coppolas Film „Apocalypse Now“ ins Bild, der vom Dschungel-Krieg gezeichnet sein eigenes Regime in Vietnam aufbaut. Der Soldat überzeichnet die menschenverachtende Logik des Krieges, mutiert zur Gewaltmaschine zum Zweck der Unterdrückung und Vernichtung. Sein Ende ist vorprogrammiert. Es bleibt kein anderer Ausweg als seine Vernichtung. Der Krieg produziert nur Teufel und Verlierer.   

 

Kann es auch einen Ausweg, kann es Läuterung geben? Ein wehrhafter Mann mit einem Speer in der Hand hält in einer Skulptur in seinem Kriegshandwerk inne und betrachtet einen Schmetterling auf dem Finger. In der Plastik schwingt die Hoffnung mit, dass sich der Mensch im Angesicht der Schönheit der zerbrechlichen Natur auf seine friedfertigen Instinkte besinnt.



Gerade im Umgang mit den Tieren zeigt sich der Grad der Zivilisation.

In „Calm down the deer“ reitet eine langhaarige Frau mit besänftigendem Lächeln auf einem Hirschen mit wehender struppiger Mähne und schnaubenden Nüstern. Im Körper des Tieres stecken zwei Pfeile. Neben den Vorderläufen züngeln Farbhiebe wie Flammen empor. Die ganze Darstellung ist in glühendem Gelb ausgeführt. Die Wildheit des Tieres scheint durch einen äußeren Feuerherd mit angefacht. Der Hirsch steht für die geschundene Kreatur, die nach Beruhigung ruft.

 

Dem gleichen Motivkreis gehört eine Arbeit an, die den Titel „Mercy for the creature“ trägt. Ein animalisches Wesen, das nicht eindeutig zu identifizieren ist, legt seinen Kopf in den Schoß einer Frau. Die Frau streichelt das Tier. Die Szene ist in ein wolkiges Arkadien gelegt, in ein Himmelsgewölbe, das der Kreatur eine vielleicht letzte Ruhestätte bietet, eine Art Gnadenstätte. Eine Gegenwelt zur irdischen Existenz des Tieres, das von den Menschen in eine gnadenlose Verwertungskette gepresst wird. In das Rentabilitätsprimat gepfercht. Ein Verstoß gegen einen angemessenen Umgang mit einem Geschöpf Gottes. Kein Respekt im Umgang mit Leben. Arnd Gretens künstlerische Haltung ist eindeutig: Er sucht die (Selbst-) Konfrontation mit der dunklen Seite des Lebens. In der Hinwendung zum Dunklen ist ein Weg zum Licht enthalten: den eigenen Ängsten ins Auge sehen, die eigenen Ängste im Angesicht des Kunstwerkes noch einmal und neu durchleben, um sie bewältigen zu können, um mit ihnen leben zu können, um sie beherrschbar zu machen. Greten stemmt sich dafür gegen Schönfärberei und Verdrängung. Er pocht auf Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Dazu bedient er sich einer offensiven Bildsprache. Greten setzt auf provokante und polarisierende Kunst. Er greift auf Sinnbilder zu, die den Schrecken und das Dunkle symbolisieren. Das Düstere und Bedrängende des Lebens scheint nur weit weg zu sein, weil wir es in den Hintergrund schieben. Es ist näher als man denkt. Die dunklen Seiten sind in jedem Menschen angelegt.

 

Um zu zeigen, was Menschen anderen Menschen antun können, greift Greten das schreckliche Motiv einer Folterszene von Abu Ghuraib auf, dem irakischen Zentralgefängnis in Bagdad während der Besetzung Iraks durch die amerikanischen Truppen. In seiner Skulptur „Iraqui Liberty“ enttarnt er die Freiheitsideologie der USA als Propaganda. Seine Plastik erscheint als Pendant zur Freiheitsstatue, die gleichsam selbst zum Folteropfer wird: Als Fundament eine Autobatterie, als Fackel eine Glühbirne, Sinnesentzug statt  Weitblick, Stromschläge statt Freiheit.   



Auch die Kirche sieht Greten als Beruhigungsmittel und Ersatzdroge, wenn Menschen sich mit der christlichen Botschaft nicht wirklich auseinandersetzten und versuchten, nach den christlichen Geboten zu leben.

In einer Kreuzigungsgruppe zeigt der Künstler Gorillas anstelle von Menschen am Kreuz. Die Darstellung ist umso eindrücklicher als hier vermeintlich wilde unzivilisierte Kreaturen sich ein Leid zufügen, dessen Urheber nur Menschen sein können. Tiere würden einander niemals derartige Qualen zufügen. Der Mensch geht mit den ihm von der Natur gegebenen Fähigkeiten zerstörerisch und gewissenlos um.   



Greten postiert Jesus Christus auf eine Hinrichtungsliege. In der Haltung des Gekreuzigten sieht sich der Todeskandidat der Giftspritze ausgesetzt. Christus erscheint hier wie das Opfer eines im Kern unbarmherzigen Regimes. Zugleich wird die Brutalität der Kreuzigung als Anklage gegen die Religion selbst gewendet. Basiert unser Glaube auf Brutalität?

Seine Dornenkrone besteht aus Nato-Draht. Damit sind auch die rigiden Abgrenzungsmaßnahmen gegen Hilferufe an die Adresse der reichen Industrienationen thematisiert.



Biblische Szenen und christliche Glaubenssätze sind in diesen Arbeiten uminterpretiert. Gretens Christus fügt sich nicht ergeben in sein Schicksal, sondern rebelliert mit dem Gewehr in der Hand gegen seine Bestimmung, die Menschheit mit dem eigenen Tod von ihren Sünden zu befreien. Gut möglich, dass er der Auffassung ist, dass diese sein Opfer nicht verdient.

 

Ein Jesus, der sich offenbar einem Menschen entgegen beugt, der seine Hand hoch reckt, tritt ambivalent auf. Er könnte ebenso ein Helfender wie auch ein Mordender sein. Das Doppelgesicht des Christentums als Heilsbotschaft und als unterdrückende Staatsreligion ist in dieser Pose in provokanter Zuspitzung zum Ausdruck gebracht.

 

In dem Bild „Horsemen“ verkörpert eine Horde von Pferden und kriegerischen Männern die Apokalyptischen Reiter, die in Ankündigung des Jüngsten Gericht die schlimmsten Plagen und Verderben unter die Menschheit bringen. Sie rast im Breitwandformat unaufhaltsam auf den Betrachter zu und zieht ihn frontal in das Geschehen hinein.



„Gott“ ist ein stilisierter Kopf, aus dem in ornamentalen Schwüngen Synapsen in alle Richtungen wachsen. Die zentrale Quelle der vier Elemente wird hier bildreich symbolisiert, eine schöpferische Kraft, die alles Dasein umfasst. Sie wurzelt im Boden, lässt Feuer lodern und Wasser fließen, bewegt die Lüfte. Ihre Triebe lassen Leben entstehen, und zugleich ähneln sie den Händen eines Gerippes. Leben und Tod zugleich entwachsen der Schöpfung. Kann der Mensch aus der göttlichen Existenz auch Hoffnung schöpfen? Erwächst ihm aus Gott heraus eine Kraft, die ihn den Tod besiegen lässt?   



Der Künstler setzt Teufel in Szene, die das Böse verkörpern. Er bedient sich alter Mythen mit ihrem Personal obskurer Mächte. Als raumgreifende Plastik tritt ein „Succubus“ auf: Lebensenergie und Kraft wird von nächtlichen Dämonen ausgesaugt. Hier ist ein mächtiges Sinnbild für eine exzessive Sexualität geschaffen. In einem Triptychon tritt ein Synapsen spielender Teufel auf. Er spielt gewissermaßen auf der Klaviatur des Bösen. Knochen und Blätter symbolisieren den Verfall.



In der Darstellung des Morbiden wendet sich Greten mit Wucht gegen die Ausgrenzung des Todes in unserem alltäglichen Tun und Bewusstsein. In dem Bild „Seele verbrennt“ lodert ein Körper in flammend roter Farbigkeit. Der Mensch ist gefesselt wie auf einem inneren Scheiterhaufen. Mit der Seele verliert das Individuum sein innerstes Gerüst. Was bleibt, ist eine flammende Hülle, die nicht mehr schützt, sondern verdorrt.

 

Weit aufgerissene Augen, vor Schreck verzerrter Mund, Nervenstränge und Blutbahnen bloßgelegt, die ganze grauengetränkte Szenerie in leuchtendes Tiefrot getaucht: Maskenhafte, diabolische „Verfolger“ sitzen dem Menschen im Nacken. Zerstörerische Kräfte sind am Werk, Angst und Wahn haben hier vom Menschen Besitz ergriffen.

 

Der „Suchtteufel“ ist ein süffisant, still in sich hinein lächelnder Dandy, der lockend seine Giftstoffe bereithält. Er hält die Augen gesenkt, er besitzt eine Macht, die sich schleichend auf das Opfer legt. So wie er eine trügerische Ruhe ausströmt, kann er selbst geduldig warten, bis seine Kräfte wirken.  

Mit Drogen versuchen Menschen, Mangel auszugleichen und Risse in ihrem Inneren wie auch in der Struktur der Gesellschaft zu übertünchen. Sie stürzen sich in Räusche, um sich abzulenken und weil das Trinken längst zur gesellschaftlichen Konvention geworden ist.  

 

Arnd Greten kommt intuitiv, aus tiefsten inneren Inspirationen zu seinen Figurationen. Erst im Laufe des Werkprozesses klären sich die Konturen und Charaktere. Dabei behält der Künstler in seinen variantenreichen und  virtuosen Gestaltungsprozessen die initiale Kraft seiner Visionen bei. Die Ursprünglichkeit seiner Bildwelten wirkt mit Macht und nimmt den Betrachter gefangen. Entziehen können wir uns den Gestalten dieser Bilder nicht. Die Konfrontation mit den Werken kann helfen, uns unseren eigenen Dämonen zu stellen.


Silvia Zanther über Arnd Greten

Konfrontation mit sich selbst

„Als Künstler weckt man oft das in den Leuten, wovor sie Angst haben“, so ARND GRETEN,

  1. B. die Angst vor Depressionen, Krankheiten, vor Kriegserlebnissen, Kriegsgeschehen. Die Menschen verdrängten lieber, anstatt sich mit der Realität im Allgemeinen und mit ihrer eigenen Realität im Besonderen auseinanderzusetzen, sich dieser Realität zu stellen, ihr zu begegnen. Es greife der klassische Verdrängungsmechanismus. Wir wollten das Gegebene nicht

wahr haben, „und das liegt nicht an dem Kunstwerk, sondern an der Person selbst.“ Es sei die Angst vor der Konfrontation mit sich selbst, - dem eigenen Spiegelbild. „Man ist sich meistens selbst der größte Feind und steht sich oft nur selbst im Wege“, so GRETEN.

„Mal doch mal was Buntes, mal was Fröhliches“, das wünschten sich viele Betrachter seiner Kunstwerke. „Das ist aber nicht machbar“, so ARND GRETEN, „denn als Künstler kann ich auf keinen Fall Sachen machen, die ich als Künstler nicht fühle. Und ich habe in meinem Leben Schmerz und Weltschmerz gefühlt und tiefe Trauer und Depressionen. Das Morbide hat mich schon immer fasziniert.“

Gerade diese tiefgreifenden psychischen und physischen Erlebnisse wolle GRETEN in seinen Bildern, Skizzen, Skulpturen nicht nur verarbeiten, sondern ihnen auch ein Gesicht geben, ein Gesicht, in dem sich andere Menschen mit den gleichen Lebenserfahrungen selbst wiederfänden

bzw. widerspiegelten. „Wenn ich jetzt anfinge, Blumen, Babygesichter, etc. zu zeichnen,

dann wäre das nur der reine Kommerz. Laut OSCAR WILDE wäre ich dann nur noch ein

reiner Handwerker, aber kein Künstler mehr.“ GRETEN wolle sich und die Gesellschaft nicht verleugnen, es gehe nicht ums Gefallen und schon gar nicht ums Anbiedern, es gehe um Idealismus und Bekenntnis. “Lieber esse ich nur noch Kartoffeln, als mich für andere zu verbiegen!“

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Gesellschaftskritik und Religionskritik

„Wir sind die größte Verdrängungsnation aller Zeiten, wir lieben es bequem, schön und flauschig

um uns rum, wir begehen sozusagen Realitätsflucht“, so GRETEN. Es sei leicht, die

Augen vor verhungernden Kindern in Afrika, vor Kriegen, Seuchen oder vor der Ausbeutung und Zerstörung der Schöpfung zu verschließen, denn diese Katastrophen seien ja nicht direkt vor unserer Haustür, sondern meistens weit weg. Sie beträfen andere, aber nicht uns. „Die

Welt ist krank, gerade das müssen wir erkennen, anstatt es zu verdrängen. Deswegen bietet gerade die morbide Kunst mehr Raum für Realismus als bunte, nichts aussagende Farbpaletten,

die man sich gerne ins Wohnzimmer hängt.“

Selbst das, was sich direkt vor unsern Augen abspiele, verdrängten und ignorierten wir völlig. Damit hätten uns, so GRETEN, schon heute sowohl die Zukunftsvisionen von GEORGE ORWELL aus seinem Roman „1984“ mit seinem totalitären Regime als auch die Zukunftsszenarien

von H. J. WELLS „Die Zeitmaschine“ längst eingeholt. „Der Mensch lebt das alles im

Grunde schon, nur erkennt er nicht, was um ihn herum eigentlich passiert. Denn er sieht alles als normal an und verweigert deswegen jeden kritischen Gedanken und hinterfragt auch den

Sinn nicht mehr.“ Die Gesellschaft unterstehe der Macht und damit einhergehend auch der Willkür und der Überwachung sowohl des Staates als auch anderer Systeme, wie z. B. Facebook.

Anstatt dagegenzuhalten, unterwürfen wir uns als Gesellschaft nahezu kritiklos und ganz „obrigkeitshörig“

den Vorschriften des Staatsapparates, machten uns bereitwillig selbst zum „gläsernen Menschen“ und passten uns nahezu folgsam den Gegebenheiten und Bedingungen

  1. Damit verbunden sei auch die Einstellung, dass uns Probleme anderer nichts anzugehen schienen, denn dies sei ja Aufgabe des Staates. „Kümmern wir uns noch persönlich um einen Obdachlosen auf der Parkbank oder um den Alkoholiker von nebenan? Wie gehen wir mit Hartz-IV-Empfängern um? Wie schnell wenden wir uns von Menschen ab, nur weil sie nicht in unser perfektes Gesellschaftsbild passen? Wie schnell lassen wir andere fallen? Wie leicht

sind wir mit Vorurteilen und vor allem Vorverurteilungen bei der Hand?“

Fakt sei, dass unsere Gesellschaft von Ignoranz, Gefühlskälte und Gleichgültigkeit zunehmend durchdrungen werde. „Im Grunde sind wir eine total abgestumpfte und reglementierte Gesellschaft, dabei hätten wir selber, d. h. jeder Einzelne von uns die Möglichkeit, Menschen

zu retten, denn das Elend ist direkt vor unsere Haustür.“ Stattdessen sei jeder in erster Linie

mit sich selbst beschäftigt, Solidarität sei oft nur ein Fremdwort. Statt zu teilen oder einfach

nur zu helfen, seien wir ichbezogen und auf unseren Wohlstand, Konsum und unser Geld fixiert. Symptomatisch sei hierbei auch, dass wir die Schuld an Missständen gerne weit von

uns wiesen und auf andere abwälzten. Insbesondere nehme hier auch das Spirituelle und Göttliche einen hohen Stellenwert ein.

Dabei trage aber nicht Gott die Schuld an unserem Versagen, sondern jeder Einzelne von uns sei in der gesellschaftlichen Pflicht, sein Schicksal und das seiner Mitmenschen zum Besseren zu wenden. Stattdessen verzettelten wir uns aber in Kleinkriegen und avancierten zu „Hilfssheriffs

und Denunzianten“.

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Fremdbestimmung

Viele unterwürfen sich dem Reglement ihres Umfelds, passten sich an, fügten sich ein, um

den Erwartungen anderer zu entsprechen. Aus Angst, abgelehnt oder verlassen zu werden, seien sie sind nicht fähig, aus sich auszubrechen und ihre Persönlichkeit zu leben oder zu sich selbst zu stehen. „Der zu sein, der man in Wirklichkeit ist, fällt ganz vielen Menschen unheimlich schwer. Ganz viele Dinge, Ängste entspringen unserem Unterbewusstsein, entstehen

quasi im Kopf und werden als eigene gefühlte Realität angenommen.“

Gerade depressive Menschen mit einem sehr niedrigen Serotoninspielgel seien wie fremdgesteuert

und hätten einen veränderten Realitätsbezug und eine andere Weltansicht, die im

Grunde aber vielleicht sogar die einzig wahre Realität sei. Dass für das Umfeld der Umgang

mit depressiven Menschen nicht immer leicht sei und viel Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl

fordere, auch dieser Tatsache ist sich GRETEN bewusst. Hinzu komme, dass

wir uns gerne dem Diktat körperfremder Drogen unterwürfen, wie dem Alkohol oder Zigarettenkonsum,

alles Drogen, die nachhaltig unser Leben beeinflussten, bestimmten und auch veränderten. Dabei gehe es uns meistens nur darum, unsere Ängste zu betäuben und Hemmungen

zu verlieren. „Warum muss auf jeder Party Alkohol fließen? Wie oft sind wir eigentlich

Herr unserer eigenen Handlungen und Sinne?“ Gerade das will GRETEN mit seinen Synapsenwesen

zum Aus-druck bringen. Ebenso wie die Einflüsse und Diktate religiöser Mächte und Glaubensanschauungen, denen wir uns bereitwillig fügten, um unser Seelenheil zu finden. SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Resignation

Sind wir eine Gesellschaft, die realistisch denkt oder doch ehr resigniert? Inwiefern beeinflussten

die Medien mit ihrem Enthüllungsjournalismus unsere alltäglichen Handlungen, Routinen

und liebgewonnenen Gewohnheiten? Kommt es zu einem Umdenken in der Gesellschaft oder stecken wir lieber den Kopf in den Sand, ganz nach dem Motto, wir können an Missständen ohnehin nichts ändern, unser Handeln sei zwecklos?

Auch mit diesen Fragen setzt sich GRETEN kritisch auseinander. GRETEN sagt: „Ja, jeder Einzelne von uns muss nur eine Kleinigkeit machen, um Veränderungen zu erzwingen.“ Fairtrade gehandelte Ware statt Billiglohnprodukte. Regional angebaute Produkte, statt Importware

aus Billiglohnländern. Fleisch aus artgerechter Tierhaltung, statt aus Massentierhaltung.

„Nur der Konsument selber kann was ändern und Druck auf die Wirtschaft ausüben!“ Zusätzlich müssten allerdings vermehrt staatliche Kontrollen greifen, um beim Verbraucher Vertrauen zu schaffen und ihn vor schwarzen Schafen zu schützen. Dann wäre der Konsument auch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen und mehr zu bezahlen. Dabei müssten wir uns aber auch von unserem strikten schwarzweiß Denken verabschieden, d. h. keiner solle von sich selbst oder gar von anderen erwarten „wie Jesus zu leben.“ Schon Kleinigkeiten veränderten und verbesserten das Leben, selbst der Besuch im Altenheim leiste dazu einen Beitrag. SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Die Zeitmaschine

Besonders prägend war für GRETEN der Science Fiction Roman „Die Zeitmaschine“ von H.

  1. WELLS. Die Elois, auf sich selbst fokussiert, spiegelten seiner Meinung nach unsere bequeme

und satte Gesellschaft wider, die von Vater Staat, versinnbildlicht durch die Morlocks,

versorgt, fremdbestimmt und gesteuert werde. Deswegen kümmere sich auch keiner der Elois um einen Ertrinkenden. Gerade diese Sequenz sei ein Pendant zu unsere Gesellschaft:

Wir schauten weg, wie Menschen „langsam ertrinken“, indem sie sich zu Tode söffen, Drogen konsumierten oder an Depressionen erkrankten und sich als letzten Ausweg in den Suizid flüchteten. Denn Tabus seien uns ein Greul. Wir sähen weg, wenn Menschen gesellschaftlich ausgegrenzt oder gemobbt würden. Wer von uns sei noch heute als Privatperson bereit, von

sich aus die helfende Hand zu reichen? Die wenigsten. Stattdessen wälzten wir die Verantwortung

auf soziale Einrichtungen und Institutionen ab, um uns selbst nicht zu belasten und

unsere eigene Hilfslosigkeit zu verbergen. Versteckten uns hinter dem Sozialstaat, anstatt zu handeln, ganz nach dem Motto, der Staat werde sich schon kümmern und es richten.

Dabei reichten oft schon ein offenes Gespräch und etwas Zuwendung aus. Doch stattdessen gingen wir Konflikten und Schwierigkeiten aus dem Weg, verdrängten sie und zeigten damit Schwäche, obwohl wir nach außen hin Stärke an den Tag legen wollten. Dabei wüchsen wir nur durch Bekenntnis zu uns und unseren Schwächen, aber auch durch das Bestreben, die Welt zu bereichern oder ganz idealistisch gesehen, ein Stück weit auch zu verbessern. Allerdings

hofften wir im Gegenzug dafür natürlich auch auf Anerkennung und Wertschätzung, die Triebfedern unserer Gesellschaft. Einer Gesellschaft, die bereits von Kindesbeinen an auf Leistung gedrillt, straff strukturiert und organisiert sei und in der der Mensch zum Wirtschaftsfaktor

und Leistungsträger avanciere:

„Die Menschen werden danach bewertet, wie sie in diesem System funktionieren, welchen Beruf sie ausüben und wie viel Geld sie in welcher Funktion verdienen.“ Das sei jedoch der falsche Ansatz, denn nicht nur der Mensch als Charaktergeschöpf und Gefühlswesen, sondern gerade das Zwischenmenschliche blieben dabei massiv auf der Strecke.

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Autobiographie

Bereits in jungen Jahren wurde GRETENS Interesse an der Kunst sowohl durch die Werke seines Großvaters und seiner Mutter als auch durch die handwerklichen Arbeiten des Vaters geweckt. Daraufhin entdeckte GRETEN bald selbst an sich seine künstlerische Ader und begann

mit Comiczeichnungen. Beruflich etablierte er sich dann nach seiner abgeschlossenen Ausbildung zum Druckvorlagenhersteller als Mediengestalter und Graphiker mit einer eigenen Werbe- und Eventagentur. Für seinen künstlerischen Werdegang kamen ihm dabei vor allem die gewonnenen Stilisierungstechniken zugute. GRETEN hat sein Handwerk also „von der Pike auf gelernt“, zumal damals noch keine Computer zum Einsatz kamen und echte Handarbeit

gefragt war.

Als freier Künstler startete GRETEN dann mit seiner eigenen Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Präventionsrat im Cloppenburger Rathaus zum Thema „Gewalt hat viele Gesichter“. Hier setzte er sich u. a. mit „häuslicher Gewalt“ auseinander und verarbeitet die Gesamtproblematik

in seinen Malereien und Skulpturen. Daraufhin folgten viele weitere Projekte und künstlerische Arbeiten. GRETEN selbst zu seinen Projekten: „Gott malt im Grunde mit und ich lasse

mich gerne von meinen Werken selbst überraschen.“

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Arbeitstechniken

GRETEN ist in seinen Werken nicht nur gesellschafts-, politik- und religionskritisch sowie geschichtsreflektierend,

sondern spiegelt sich und sein Leben in den verschiedenen Stilen und

Kunstrichtungen unter Verwendung unterschiedlicher Materialien und Arbeitstechniken wider wie z. B. in:

- Malerei in Öl und Acryl (Pinsel und Finger) - Zeichnungen

- Airbrush

- Graphiken, Computergraphiken

- Relief in Kunststoff

- Skulpturen aus Holz, Kunststoff, Styrodur, Gips, Modelliermasse

- Modellage von Schaufensterpuppen

- Hochdrucktechniken in Gummi, Kunststoff, Styrodur

Seine ersten künstlerischen Schritte unternahm GRETEN gezielt im Bereich Comics, Street- Art und Pop-Art. Als innovativer Künstler entwickelte er neue Arbeitstechniken und experimentierte

stets mit verschiedenen Stilrichtungen und Techniken. Schubladendenken ist ihm fremd. SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Iraqi Liberty

Seine gesellschaftskritische Haltung auf globaler, internationaler und politischer Ebene thematisiert

GRETEN eindrucksvoll in seiner Skulptur „Iraqi Liberty“, die den Abu-Ghraib-Folterskandal

im Irakkrieg anprangert und die verlogene Freiheitsideologie der USA als massive Lüge enttarnen soll. Dabei ist GRETENS „Iraqi Liberty“ das Pendant zur Freiheitsstatue und wird als Folteropfer bewusst in Szene gesetzt: Als Fundament die Autobatterie, als Fackel die Glühbirne,

Sinnesentzug statt Weitblick, Stromschläge statt Freiheit!!!

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Synapsenwesen und Suchtdämonen

„Wie oft sind wir Herr unserer eigenen Sinne? Wie oft überlassen wir die Kontrolle über uns und unser Leben irgendwelchen Dämonen, die uns die Power und Lebensenergie aus dem Körper saugen, nur um unsere Sehnsüchte für einen kurzen Moment zu stillen oder besser gesagt stillen zu lassen?“

GRETEN stellt sich mit diesen Fragen ganz offensiv seinen eigenen Rauscherfahrungen, einer Fremdbestimmung sowohl durch körpereigene Botenstoffe wie Serotonin, als auch der Fremdsteuerung

durch körperfremde Substanzen, wie Alkohol, Drogen und Medikamente.

Dabei bezieht sich GRETEN aber nicht nur auf die konventionellen Suchtdämonen, sondern

er spricht auch von staatlichen Systemen, von Religion und Kirche, alles Maschinerien, denen wir uns bedenkenlos anvertrauten und kritiklos folgten, um selbst nicht mehr denken oder nachdenken zu müssen. „Wie oft folgen wir irgendeinem Teufel, der die Synapsen spielt, nach denen wir tanzen? Wie oft lassen wir uns bereitwillig in Schablonen pressen, nach denen wir gerne völlig fremdbestimmt unser Leben ausrichten? Wie oft fällen wir fremdgesteuert über

Menschen unser Urteil, indem wir sie nur durch einen Filter sehen, der aus reinen Vorurteilen der Gesellschaft besteht?“

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Hunger und Wohlstand

GRETENS Kunstwerke rütteln nicht nur auf, nein, sie sind oft bivalent und lassen dem Betrachter

Spielraum für Interpretationen. So widmet sich GRETEN mit seiner Skulptur zum einen

den verhungernden Kindern der Dritten Welt und greift zu und drastischen Mitteln: Statt

eines schwarzen Jungen setzt er provokant ein weißes Kind in Szene, statt eines afrikanischen Rindes platziert er eine stilisierte lilafarbene Kuh der heutigen Konsumgesellschaft, aus deren After sich der Junge vor Hunger und Verzweiflung ernährt.

Zum anderen versinnbildliche diese Skulptur, so GRETEN, aber auch unsere Wohlstandsgesellschaft

mit ihrem prägnanten Sozialgefälle: Einige wenige lebten „satt und vollgefressen“,

häuften ihren Profit auf Kosten anderer an und seien nur auf Gewinnstreben und ihren eigenen Vorteil bedacht. Mehrten dabei ihr Kapital auf dem Rücken ihrer Arbeiter, die sie gewissenlos mit Niedriglöhnen abspeisten und im übertragenen Sinne verhungern ließen.

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Mercy for the creature

„In der Landwirtschaft werden Tiere von uns nur noch als Wirtschaftsfaktor gesehen, sie werden als reines Nutzvieh, z. B. als Milch-, Mast- und Zuchtkühe gehalten, eingepfercht in enge Buchten ohne Bewegungsfreiheit, nur um möglichst profitabel zu sein und die Schornsteine

der Maschinerie dieser Hochleistungsindustrie am Laufen zu halten!“ Anstatt mit den Tieren respektvoll und dankbar umzugehen und sie artgerecht zu halten, missachteten wir aber die grundlegenden Regeln im Umgang mit Gottes Schöpfung, beuteten sie aus, um unsere Profitgier

zu befriedigen. Dabei geht es GRETEN nicht darum, keine Tiere mehr zu schlachten.

Nein, GRETEN gehe es einzig und allein um eine würdevolle Behandlung, die den Nutzen der Tiere als Geschenk und nicht als Selbstverständlichkeit ansehe.

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Religion

Die Religionshörigkeit und aufgesetzte Frömmigkeit unserer Gesellschaft, auch das sind Themen,

die GRETEN ganz gezielt auf provokante Weise verarbeitet. Gerade mit seiner Skulptur

„Jesus auf der Todesspritzenliege“, eine zum Kreuzigungsritual andere Variante der Hinrichtung,

hat GRETEN bereits 2004 während seiner Ausstellung „Gewalt hat viele Gesichter“ für

viel Aufruhr, aber auch für ein intensives Nachdenken über Religion und Glauben gesorgt. „Einen Menschen ans Kreuz zu nageln, ihn damit zu Tode zu foltern und für unser Seelenheil sterben zu lassen,- im Grunde ist das Christentum eine grausame Religion. Nur regt sich darüber

niemand auf. Affen würden sich solche Grausamkeiten gegenseitig jedenfalls nicht antun,

der Mensch ist das einzige Lebewesen, was zu solchen Greultaten überhaupt fähig ist. Im

Grunde sind wir also nichts weiter als eine primitive Gattung.“ Dabei glaubten wir uns zwar sehend, aber in Wirklichkeit seien wir mit Blindheit geschlagen, so GRETEN. Denn wie könne man jeden Tag der gekreuzigten Jesusfigur huldigen und damit die verübte und zur Show getragene Brutalität als etwas völlig Normales ansehen und bewerten, anstatt sich mit diesem Bild kritisch auseinanderzusetzen? „Verändert man allerdings nur ganz wenig an dieser Ikone, an diesem Jesusbild, empfinden es alle sofort obszön und grausam.“ Erst ein veränderter Blickwinkel führe also auch zu einer anderen Wahrnehmung und rüttle die Leute wach, dass ein Mensch gefoltert und ans Kreuz genagelt worden sei.

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Bombenattrappe, Vernichtungsengel

„Was sollen wir mit der Menschheit machen? Hat sie es überhaupt verdient zu leben oder vernichten wir sie besser?“ Mit diesen aufrüttelnden Fragen wechselt GRETEN in eine Art Beobachtungsstatus und nimmt dabei zielgerichtet die Außenperspektive von nahezu spirituellen

Wesen, von sogenannten Vernichtungsengeln, ein. Engel, die tieferschüttert über die Menschen ihrerseits mit höheren Mächten, vielleicht sogar mit Gott selbst, durch Synapsen verbunden über das Schicksal des Homo sapiens beratschlagten und kommunizierten.

Die Bombenattrappe hat dabei geradezu schockierenden Charakter, provoziert und läutert. Dem Betrachter erschließt sich schlagartig die Tatsache, „was für ein dekadentes Leben wir im Grunde führen. Durch unser eigenes Versagen werden wir buchstäblich weggebombt, weil uns unsere Mitmenschen auf der anderen Seite der Erdkugel scheißegal sind. Dieser Planet ist für alle da und nicht nur für uns“, so GRETEN.

Dieser Aspekt findet sich auch in dem weiblichen Naturengel wieder, der die sich zu seinen Füßen bekriegende Menschheit fragt: „Wollt ihr den Tod oder wollt ihr die Welt?“

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Brutkasten

„Wie viele Kinder werden vom Fernseher in Endlosschleifen erzogen anstatt von ihren Eltern, werden schon als Kinder auf ein Instantleben programmiert, um später als Konsument und Systemsklave perfekt zu funktionieren?“ Materiell zwar wohl behütet und bestens mit vermeintlichen

Glücksboten wie Markenkleidung, Süßigkeiten, Religion, etc. versorgt, sei das Kind eigentlich bereits totgeboren. Denn ohne freie Entfaltungsmöglichkeiten und wirkliche Liebe

werde das Kind von Geburt an wie in einem unsichtbaren gesellschaftlichen Käfig und in gesellschaftlichen

Ketten gehalten. Diese Lieblosigkeit und Gefühlskälte, mit der heutzutage unsere

Kinder gerade in der modernen westlichen Gesellschaft aufwüchsen und großgezogen würden, stellt GRETEN sehr plastisch und auf erschütternde Weise mit seiner gesellschaftskritischen

Installation dar.

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

Brennende Seele und Bild zur Sterblichkeit

Entwicklungssprünge, Selbsterkenntnis und Selbstreflexion fänden beim Menschen vor allem in Krisenzeiten wie in Depressionen, nach gescheiterten Beziehungen oder im Zuge von

Krankheiten statt, Leidenswege, aus denen wir gestärkt und mit neuer Klarsicht und neuem Bekenntnis zu uns selbst herausgehen können. „Entwicklung kann nicht stattfinden, wenn alles gut ist, Dir alle hinterherlaufen und Du die Barbie bist, Du nicht nachdenken brauchst und alles nach außen klasse scheint. Dann hast Du auch keine Entwicklung, sondern Stillstand. Und somit ist eine Depression auch ein Geschenk, man muss es alles positiv sehen“, so GRETEN. Gemeisterte Krisen als Kraftspender wiesen uns neue Wege, z. B. in einen neuen Job oder in eine neue Beziehung und zu uns selbst. Wir seien bereit, die um uns aufgebauten Schutzmauern

einzureißen und unser Leben zu leben. „Man wird sich seiner eigenen Existenz und

der eigenen Endlichkeit bewusst und löst sich von klassischen Verdrängungsmechanismen.“ Man gehe nicht mehr mit dem Mainstream konform, sondern entziehe sich bewusst dem kollektiven

Wahnsinn und folge jetzt seinen eigenen Emotionen, seinem eigenen Ich. Man sei

bereit, Entscheidungen zu treffen, anstatt sie nie zu fällen. Man sei bereit, mit Ablehnung umzugehen,

anstatt sich anzupassen.

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

The hole you are in

Entstanden während einer Depression, versinnbildlicht die Holzskulptur „The hole you are in“ nicht nur die Ängste, die uns im alltäglichen Leben ständig begleiteten, sondern auch gerade die Ängste, die während einer Depression tief in uns verwurzelt seien und uns beherrschten: So z. B. die Angst vor dem irrationalen Verhalten anderer, die sich durch Medien, Politik und Gesellschaft manipulieren und blind steuern ließen und nur mit Vorurteilen behaftet seien. Durch Manipulation würden gezielt Feindbilder aufgebaut und Ängste geschürt, Feindbilder, an denen man oftmals seinen eigenen Frust abbaue. Dabei habe nur Verzeihen wahre Größe, so GRETEN. Hinzukomme, dass sich nur die wenigsten ihren Ängsten stellten aus Angst, Schwäche zu zeigen. Stattdessen bauten sie gezielt einen Panzer um sich auf.

SYLVIA ZANTHER im Gespräch mit ARND GRETEN

 


Simone Brauns über Arnd Greten

Faszination des Morbiden als
Chance zum Denken
Molbergen (sib). „Was ich habe,
will ich nicht verlieren, aber wo
ich bin will ich nicht bleiben, aber
die ich liebe, will ich nicht
verlassen, aber die ich kenne, will
ich nicht mehr sehen, aber wo ich
lebe, da will ich nicht sterben,
aber wo ich sterbe, da will ich
nicht hin: Bleiben will ich, wo ich
nie gewesen bin. Diesem Gedicht
"Der Papiertiger" von Thomas
Brasch vom Sinn folgt der freie
Künstler Arnd Greten aus
Molbergen. Seit 2004 ist seine
Berufsbezeichnung „Freier
Künstler“ und er macht es sich
und seiner Umwelt nicht leicht mit
seinen Exponaten. „Als Künstler
weckt man oft das in den Leuten,
wovor sie Angst haben“, so Arnd
Greten beim Betrachten der
aufrührenden Werke in seinem
Atelier in Molbergen. „Menschen
verdrängen lieber, anstatt sich mit
der Realität, die Angst,
Depression, Krankheit, Kriege
vorhält, auseinanderzusetzen“.
Doch auch bei Arnd Greten sah
die Welt vor der Entscheidung,
durch seine Kunst wachzurütteln,
da wo man die Panzer der
Menschen anknabbern kann,
anders aus. Fachoberschule
Gestaltung, Ausbildung zur
Druckvorlagenherstellung,
Desktop Publisher, Grafiker,
Leitung einer Werbeagentur,
Grafiker bei der Stadt

Cloppenburg. Tretmühle? „Ja, für
mich schon, mehr noch, die
Hölle“. Er hatte die Angst vor der
Unzufriedenheit im Leben,
münzte sie um: „Ich wurde
destruktiv konstruktiv mit meiner
Kunst, entblätterte das Morbide,
die Gefahr, die Ängste, legte sie
frei wie ein Arzt ein Geschwür,
wie ein Psychologe tiefe Ängste.
Ich widersetzte mich einfach den
klassischen
Verdrängungsmechanismen, der
die Menschen ja auch nur
zeitweise schützen kann“. Er sah
sich in seinem Prozess
konfrontiert mit den Wünschen
seiner Kunstbetrachter: „Mal doch
mal was Buntes, etwas
Fröhliches“, doch das kann er
nicht. Er sei einfach dazu nicht in
der Lage von seiner Disposition,
da er die Art Mensch sei, die den
Schmerz und Weltschmerz
unmittelbar fühle. Tiefe Trauer
und Depression gehörten zum
Leben, wie die Freude und das
Morbide. So entschied er sich,
diesen tiefgreifenden psychischen
und physischen Empfindungen
ein Gesicht in seinen Bildern,
Skulpturen, Installationen zu
geben. „Mir geht es wie Oscar
Wilde um Idealismus und vor
allem um Bekenntnis“. In seinen
Werken finden sich
Gesellschafts- und Religionskritik,
seine dargestellten Menschen
dürfen als Abbild schreien,
weinen, schmerzverzerrte
Gesichter tragen. „Hier wird

nichts verdrängt in Zeiten, wo es
die Menschen vor allem bequem
lieben, da großen
Sicherheitsstandard gewöhnt und
es gilt die Grenzen zu Problemen,
Problemstaaten und globalen
Problemen schön abzuschotten“.
Er weiß wovon er spricht, denn er
kommt aus der Branche, die
alles, sei es auch noch so
dramatisch, gut aussehen lässt.
Ein leerer Teller mit einem
Reiskorn darauf sieht allemal
besser aus, als halbverhungerte
Kinder in Zentralafrika, die es eh
nur kurzzeitig in die Schlagzeilen
schaffen. „Die Welt ist krank, das
müssen wir erkennen“. Deshalb
biete seine morbide Kunst mehr
Raum für Realismus als bunte,
nichts aussagende Farbpaletten“.
Greten ist sich sicher, dass wir
längst die Zukunftsvisionen von
George Orwell „1984“ erreicht
haben. „Ich wünsche mir mehr
kritische Gedanken, auch wenn
sie auf Kosten der
Bequemlichkeit gehen“. Die
meisten Menschen würden sich
den Gegebenheiten anpassen,
sich gläsern machen, nur der
lieben Ordnung halber. Er möchte
der Wegguckgesellschaft den
Spiegel vorhalten und der tut
zumeist weh: „Kümmern wir uns
noch persönlich um einen
Obdachlosen auf der Parkbank
oder um den Alkoholiker von
nebenan? Wie gehen wir mit
Hartz IV Empfängern um? Wie
schnell wenden wir uns ab, wie

schnell lassen wir andere fallen?
Wie leicht sind wir mit Vorurteilen
und Vorverurteilungen bei der
Hand?“. Seine darstellende Kunst
ist nicht bequem, wenn er in der
Darstellung der Personen vor
allem den Schmerz ausdrückt.
Sie tut bisweilen weh, aber sie
regt die versteckten Empathie-
Nerven in dafür offenen
Menschen an. „Missstände, die
müssen andere beheben“, der
weitverbreitete Irrglaube. Arnd
Greten nimmt uns alle in die
Pflicht, gibt keine Spielräume,
auszubrechen aus der
Verantwortung des Dilemmas der
Zeit. Fremdbestimmt sei für die
meisten Menschen leichter als
Selbstbestimmt. „Jeder einzelne
muss etwas tun, um Veränderung
zu bewirken. Contra Resignation,
pro für bewusstes Leben,
Handeln, Essen“. Seine Werke
sollen aufrütteln in Öl und Acryl,
als Zeichnungen, in Airbrush-
Technik, als Graphiken, Relief,
Skulpturen aus Holz, Kunststoff,
Styrodur, Gips, Modelliermasse.
Um den Hunger in der Welt
bildlich werden zu lassen,
modelliert er die „Lila Kuh“, aus
deren After sich ein Kind der
Dritten Welt vor Hunger und
Verzweiflung ernährt. Er traut sich
an die Brennthemen unserer Zeit,
wie mit „Mercy for the creature“,
bei der es ihm um eine
würdevolle Behandlung von
Mensch und Tier geht. Mit seiner
Skulptur „Jesus auf der

Todesspritzenliege“, eine zum
Kreuzigungsritual andere
Variante der Hinrichtung, hat
Greten 2004 für viel Aufruhr
gesorgt. Nach Gretens
Vorstellung habe nur Verzeihen
wahre Größe, Mut sei, Schwäche
zu zeigen, um Missstände zu ändern.